The Lovell Sisters Band
Auf ihrer Europa-Tournee gastierte die Lovell Sisters Band am 10.9.2008 in Basel/Schweiz. Veranstaltet
wurde das Konzert von Bluegrass in Basel.
- Die drei Schwestern (Rebecca Mandoline, Jessica Fiddle und Megan Dobro) sind gerade mal zwischen 18-23 Alt.
Mit 9 Jahren haben sie angefangen Geige und Klavier zu spielen. Dabei waren sie in der klassischen
Musik zuhause. Freunde haben sie mal an ein Bluegrasskonzert mit genommen, wovon die drei so
begeistert waren, dass sie eine Bluegrass Band formierten.
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Megan Lovell mit einer Scheerhorn
Vom Alter sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen. Die drei sind richtige Bühnenprofis. Das merkte
man schon beim Soundcheck: Konzentriert und geduldig wurde am Sound gefeilt, bis alle mit dem Resultat zufrieden waren.
Und dann das Konzert ... - Gespielt wurden Eigenkompositionen und Covers von Johnny Cash über Union Station
bis zu den Andrew Sisters. Sowohl mit ihren Eigenkompositionen, wie auch mit den Coverversionen erwiesen
sich die drei als Vertreterinnen eines zeitgenössischeren Bluegrass. So waren die Stücke mit Jazz-, Swing-, Blues-
und Pop-Elementen durchsetzt.
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Jessica Lovell, Fiddle und Lead Vocals
Ihr Harmoniegesang zu dritt war sehr natürlich und ungekünstelt. Auch dass Jessica klassischen Geigenunterricht
hatte, wirkte sich positiv aus: Die Soli waren sehr präzise und einfühlsam. Bei Megan an der Dobro war der Einfluss
von Jerry Douglas nicht zu überhören und Rebecca spielte einen treibenden Rhythmus auf der Mandoline.
Demnächst kommt ihre neue CD heraus. Wie die tönt, davon haben sie auf ihrer Tournee bereits eine Kostprobe gegeben.
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Rebecca Lovell, Mandoline und Gitarre
Mittlerweile - wir schreiben das Jahr 2011 - haben sich die Lovel Sisters aufgelöst. Jessica hat geheiratet, Megan und
Rebecca machen solo weiter.
Anlässlich ihres Konzerts im 2008 hatte ich die Gelegenheit mit Megan Lovell, der Dobroistin, folgendes Interview zu führen:
Frage: In einem Interview habt ihr mal gesagt, dass ihr ursprünglich von der Klassik kommt und Bluegrass lediglich
ein Hobby war. Wie seid ihr überhaupt auf Bluegrass gekommen? - Was war eure Instpiration?
Megan: Nun, mit fünf Jahren haben wir angefangen
Violine und Klavier spielen zu lernen. Freunde von uns haben uns mal mit in eine Opry, ganz in unserer
Nähe, mitgenommen und uns so mit Bluegrass bekanntgemacht. Was wir da gehört haben hat uns schlichtweg
die Sprache verschlagen: Bisher hatten wir noch nie Bluegrass gehört und wussten nichts über eine solche Art
und Weise zu improvisieren. In der klassischen Musik gibt es so etwas nicht. Da hast Du keine Improvisationen,
du spielst einfach Note für Note vom Blatt. Das hat uns echt fasziniert und wir haben Bluegrass erst nur
so als Hobby betrieben. Wir haben dann ein paar Gitarren- und Mandolinen-Lektionen bei einem Lehrer in
Chattanooga genommen. Der hatte eine Dobro dort stehen und ich fragte ihn: "Was ist denn das?" So etwas hatte ich
zuvor noch nie gesehen. Er spielte sie mir vor und ich liebte den Sound sofort. Für mich war klar: So eine
muss ich auch spielen. Und so kam ich zur Dobro.
Frage: Eine ziemliche Umstellung von klassischer Musik zu Bluegrass.
Megan: Ja, das war zu Beginn schon alles ziemlich neu
und auch etwas schwierig das [Improvisieren] zu lernen. Anstatt vom Notenblatt musst du nun aus dem Gefühl
spielen, das ist nicht einfach!
Frage: Oftmals werdet ihr schon als die neuen Dixie-Chicks bezeichnet. Ist das euer Benchmark oder könnt ihr
euch vorstellen - vorallem im Hinblick auf eure klassische Ausbildung - auch die Grenzen des Bluegrass
zu überschreiten?
Megan: Nun, wir wollen einfach das tun was wir fühlen, wie
die Songs die wir schreiben. Natürlich gibt es nicht viele 3-Girl-Groups aber was wir tun unterscheidet uns
sicher von ihnen. Aber sie haben natürlich viel getan für Frauen in Bluegrass-Bands und haben auch dazu beigetragen,
Bluegrass einem breiteren Publikum in Amerika zugänglich zu machen.
Frage: Wenn man bedenkt, dass nur ganz selten Dobroisten nach Europa kommen, könnte man meinen, sie hätten hier
nicht das Publikum, dass sich eine Tour lohne. Nun habt ihr die Hälfte eurer Europa-Tournee hinter euch,
was sind eure Erfahrungen diesbezüglich?
Megan: Hm, nun, wir haben ziemlich viel in Norwegen gespielt.
Die Leute dort haben sich sehr nach Bluegrass Konzerten gesehnt. Sie sagten, es gäbe kaum Bluegrass Bands die
dorthin gehen. Es war natürlich eine grossartige Erfahrung vor Leuten zu spielen die Bluegrass wirklich lieben.
Frage: Ihr habt eine neue CD [die zweite] angekündigt. Was ist darauf zu hören? - Habt ihr heute abend bereits
Material davon gespielt?
Megan: Ja, es waren einige darunter. Viele davon haben wir
selbst geschrieben, weit mehr als auf unserem ersten Album. Es wird im Frühjar [2009] herauskommen und wir hoffen
natürlich, dass wir dann wieder hierher zurückkommen können.
Frage: Und nun noch ein paar Fragen zur Dobro und Spieltechnik: Du hast heute abend eine Scheerhorn gespielt?
Megan: Ja, eine Scheerhorn.
Frage: Spielst du noch andere Resonator-Gitarren?
Megan: Ja, ich habe mit einer Beard angefangen, dann spielte ich
noch eine Meredith, die habe ich noch immer zuhause und spiele sie sehr gerne. So, meine zwei Haupt-Dobros sind die Scheerhorn
und die Meredith.
Frage: Mittlerweile gibt es ja viele sehr gute Hersteller. Was macht gerade diese beiden Dobros so speziell für dich?
Megan: Nun, der Sound der Scheerhorn ist schlichtweg unglaublich. Und die
Meredith hat einen ganz ähnlichen Sound. Beides sind relativ neue Hersteller.
Frage: Was für Saiten verwendest du?
Megan: GHS Scheerhorn Saiten.
Frage: ... und was für ein Steelbar?
Megan: Auch einen Scheerhorn.
Frage: Auf der Bühne hast du einerseits ein Mikrophon für die Tonab-nahme und andererseits ein Pickup
verwendet. Was für ein Pickup verwendest du?
Megan: Bisher hatte ich immer ein Schertler Pickup.
nun bin ich dabei das neue PODxt zu testen. Das habe ich kurz vor unserer Tour bekommen. Es enthält eine ganze
Reihe von Halleffekten und simuliert verschiedene Verstärker.
Frage: Wie hast Du angefangen mit Dobro spielen, hattest Du einen Lehrer?
Megan: In den ersten Monaten habe ging ich zu einem Lehrer
in den Unterricht. Dann habe ich mir das Spielen selber beigebracht, hauptsächlich durch intensives CD-hören, vorallem
von Jerry Douglas und Rob Ickes, sowie durch die Lernvideos von Homespun.
Frage: Deine Spielweise und vereinzelte Licks haben mich sehr an das Album "Yonder" von Jerry Douglas und Peter Rowan
erinnert ...
Megan: Oh ja, ich habe dieses Album. Ich liebe dies Art zu spielen
sehr. Jerry Douglas ist einfach mein Vorbild.
Frage: Hast Du noch andere Vorbilder ausser Jerry Douglas?
Megan: Rob Ickes ist einfach umwerfend. Da gibt es so viele gute
Dobrospieler. Aber auch andere Gitarristen, wie z.B. Mark Knopfler, er spielt unglaublich gefühlvoll. Ich höre viel von ihm und
übernehme auch das eine oder andere [auf der Dobro]. Dann die Allman Brothers höre ich auch sehr gerne.
Frage: O.k., dann möchte ich mich ganz herzlich für das Interview bedanken und hoffe, dass Ihr bald wieder kommt.
Megan: Ja, vielen Dank auch. Wir werden sicher wieder kommen.
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Megan Lovell
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