Tricones
Nicht die einfacheren Single Cones waren die ersten Resonator
Gitarren, sondern die weitaus komplexeren Tricones. Wieso gerade ein 3-Resonator System und
woher die Idee für das avantgardistische Design stammte, ist heute nicht mehr nachvoll-ziehbar.
Gerade aber die Konstruktionsweise (Single Cone versus Tricone) war ausschlaggebend für
den Streit zwischen John Dopyera, dem Erfinder und George Beauchamp, dem Geschäftsführer
von National. Der Streit gipfelte darin, dass John Dopyera bereits im Jahre 1928 die Firma
verliess und Dobro gründete.
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Tricone |
Single Cone |
Photos: National Guitars
Die Tricones - sowohl die Squareneck, wie auch die Roundneck -
wurden während der ganzen Jahre von National, also von 1927-1941 produziert. Die Squarenecks
wurden anfangs ausschliesslich mit einem Metallhals gebaut, der vollständig in den Korpus
integriert war. Von 1935 an gab es jedoch parallel dazu einige Modelle mit Squareneck aus Holz,
wie beispielsweise die Style 97 oder die Exploding Palm Tree.
Als Metall wurde meist eine Legierung aus ca. 60 % Kupfer, 20 %
Zinn und 20 % Zink, besser bekannt als Neusilber oder engl. German Silver verwendet. Jedoch kam
auch Messing zum Einsatz (Style 35, Style 97, M3).
Single Cones
John Dopyera war stets ein Verfechter der Tricone-Konstruktion.
Er lehnte eine Konstruktion mit nur einem Cone aus akustischen Gründen ab. Dies freilich führte
zu grossen Konflikten zwischen ihm und seinem Partner George Beauchamp und letztendlich zum Bruch.
Als John Dopyera im Januar 1929 die Firma verliess um eine eigene zu gründen, war für Beauchamp
der Weg frei, die Single Cone Gitarre zu realisieren. Wer
letztendlich die Single Cone erfunden hat ist nicht eindeutig. Das Patentschreiben, vom 9.6.1931, ist
auf George Beauchamp ausgestellt. Dennoch bleibt unklar, inwiefern George Beauchamp auf Vorarbeiten,
resp. auf Versuche von John Dopyera zurückgreifen konnte. Abgesehen davon war die Single Cone
Konstruktion naheliegend, wurden doch bereits die komplexeren Tricones erfolgreich produziert.
Das Verdienst Beauchamp's indes war, dass er, dank dieser wesentlich günstigeren
Gitarren, die Firma durch die schwierigen Jahre der Depression in den 30ern brachte und somit am
Leben erhielt. Der Markt an Tricones war relativ klein und bald ge-sättigt. Von den Style O, den
Duolians und Triolians wurden jedoch tausende produziert, ja es gab sogar eine abgespeckte 'No-Name'
Duolian für das Versandhaus SEARS, die für $29.- zu haben war.
Holz Korpusse
Abgesehen von den allerersten Triolians stellte National nie selber Holzkorpusse her.
Diese wurden von Kay, Harmony und Gibson zugekauft. Da der Korpus selber nicht schwingen - sondern den
Ton lediglich reflektieren soll - wurde stets Sperrholz verwendet; Anfangs Mahagony später das
weichere Lindenholz. Letzteres war im Klang nicht mehr so klar und kräftig wie Mahagony.
Interview mit McGregor Gaines von National Resophonics
Am 9.4.2002 habe ich mit McGregor Gaines (Vice President NATIONAL RESOPHONIC GUITARS INC.),
ein Gespräch darüber geführt, wieso sich die heutigen Nationals von den alten
unterscheiden:
Frage: "Wieso werden heute keine Neusilber-Korpusse mehr hergestellt?"
McGG: "Früher, als wir noch bei Dobro arbeiteten,
haben wir John Dopyera gefragt, was er punkto Konstruktion heute anders machen würde. Er antwortete, dass
er dickeres Blech für die Korpusse verwenden würde. Damals wurde dünnes Blech verwendet, um die
Stanzwerkzeuge zu schonen. Neusilber hatte zudem den Vorteil, dass es weich war und die Werkzeuge schonte.
Eine Vernickelung konnte man sich ersparen, Neusilber musste bloss noch poliert werden. Daraus resultierten weniger
Arbeitsgänge und niedrigere Kosten. - Heute ist Neusilber etwa 4-5 mal so teuer wie Messing. Die klanglichen
Eigenschaften sind jedoch sehr ähnlich. Abgesehen davon wurden auch früher schon Korpusse aus Messing
gefertigt."
Frage: "Wie wirkt sich die Korpustiefe auf den Bass aus?"
McGG: "Die neuen National Korpusse entsprechen
mehr oder weniger den alten. Eine grössere Korpustiefe hätte keinen grossen Einfluss auf den
Bass."
Frage: "Die Resonatoren (Cones) können entweder gestanzt (stamped) oder dedreht (spun) werden.
Welchen Einfluss haben die beiden Verfahren auf den Klang?"
McGG: "Die Cones für die neuen National-
Gitarren werden zuerst von Hand gedreht, dann wird noch ein Profil eingestanzt. Die billigen Fernost
Resonatoren sind meist nur gedreht, das nachträgliche Stanzen bringt noch eine gewisse Steifheit
in den Ton. Bei den alten Dobros wurden die Resonatoren zeitweise nur gestanzt."
Frage: "Durch das Dire Straits Album 'Brothers In Arms' ist das 36er Style O Modell sehr gefragt.
Wieso bringt National keine Kopie davon auf den Markt?"
McGG: "Die meisten Hersteller bieten 14-Bund-Modelle an. Wir
sind jedoch der Ueberzeugung, dass ein grösserer Korpus, wie dies bei einer 12-Bund-Gitarre (Hals-/Korpus-
Uebergang, Anm.d.V.) der Fall ist, den besseren Klang liefert als eine 14-Bund-Gitarre."
Frage: "Brandneu gibt es nun eine Style 97 Tricone mit der Surferin? Aus welchem Material wurde diese
Gitarre gefertigt und was wird sie kosten?"
McGG: "Mit der neuen Tricone bringen wir
eine Nachbildung der alten Style 97 auf den Markt. Wir haben sie auf der diesjährigen
NAMM-Show präsentiert und erste Exemplare wurden bereits ausgeliefert. Sie besteht aus Messing
und wird in mehreren Arbeitsgängen zuerst vernickelt, dann wird Farbe (Car-enamel)
aufgespritzt. Somit erzielen wir eine maximale Leuchtkraft der Farben. Der Listenpreis liegt bei U$D 3'800.-."
Frage: "Wieso sind die Steelbody Nationals erheblich günstiger als die aus Messing?"
McGG: "Der Preisunterschied liegt nicht beim Material,
sondern bei den Verarbeitungsschritten. So ist die Vernickelung von Messing ziemlich arbeitsintensiv. Danach
werden die Korpusse noch geätzt, graviert und poliert Die Steelbodies müssen jedoch nur grundiert
und gespritzt werden."
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