NATIONAL


NATIONAL Polychrome Tricone Squareneck

Bei Spezialanfertigungen, sogenannten "Custom"-Modellen muss man Wartezeiten bis zu 6 Monaten in Kauf nehmen. Nun ist sie da und es hat sich gelohnt.

Konstruktion

Resonatorgitarren mit Stahlkorpus haben einen ganz besonderen Reiz: Sie klingen hell und offen, sind härter (perliger) und direkter als solche aus Neusilber oder Messing. Die hier vorgestellte Tricone ist eine Spezialanfertigung: Der Korpus ist aus Stahlblech mit einem sogenannten "Volcanic Ash"-Finish, das eine rauhe Oberfläche in einem Neutralgrau bildet. Der Hals ist aus Mahagoni (Seidenmatt-Lackierung) mit einer durchbrochenen Kopfplatte und Art-Deco Logo. Im Griffbrett sind Bundmarker anstelle von Bundstäbchen eingelassen. Die Sattelbreite beträgt komfortable 48 mm. Der Koffer (CD-1512 von SAGA) ist zwar sehr gut aber etwas zu gross für die Tricone.

Klang

Die Gitarre wurde werkseitig mit sehr dicken Saiten bestückt. Die 1. Saite war vermutlich eine 18er oder gar 20er. Dadurch waren die Höhen sehr laut und penetrant. Mit einem 16er Satz (D'Addario J42) ist das Klangbild viel ausgewogener. Trotzdem hat die 1. Saite noch soviel dynamische Reserve um bei Bedarf lautstart hervorzutreten. Die Bässe sind satt und kräftig, was auch durch den dickeren Hals begünsigt wird. Trotzdem hat sie den ganz typischen mittig-nasalen Klang, wie man es von einer Tricone erwartet. Gestimmt auf open-D (DADf#ad) entfaltet sich ein sagenhaft bluesiger Sound. Die Gitarre ist erstaunlich laut und unglaublich dynamisch. Das Sustain ist insgesamt etwas kürzer als bei einer Dobro mit Spider-Bridge.



Fazit

Nicht nur bei der Verarbeitung, auch beim Sound zeigt sich der grosse Unterschied zu den Kopien aus Fernost. Die Ausgewo-genheit zwischen dem typisch mittig-nasalen Sound, den Höhen und Bässen und die Dynamikreserven sind einfach super und machen die National Polychrome Tricone zu einem wahren Wolf im Schafspelz.

Der Hersteller vermarktet die Steelbody Polychrome Tricones als "Einsteigermodelle", was für mich nur in Bezug auf den Preis nachvollziehbar ist. Mit ca. U$D 2'000.- (Stand Sept.08) stehen diese Tricone-Modelle am unteren Ende der Preisliste. Trotzdem sind es vollwertige National-Tricones, ohne Kompromisse, und ohne dass irgendwo gespart wurde. Die Verarbeitung ist makellos und die verwendeten Materialien sind hochwertig. Der Grund warum Tricones aus Messing um soviel teurer sind als jene aus Stahlblech, liegt laut Don Young (National Guitars) daran, dass das Finish bei Steelbodies weniger Arbeitsschritte benötigt als bei einer aus Messing. Dass dafür aber rund tausend Dollar mehr zu berappen sind, ist schon etwas schwer nachvollziehbar.


copyright: Thomas Buser, Switzerland, 2002, 2010. - www.ResoGuitars.com