Dobro M-32: Die 'unmögliche' Reparatur eines Resonator-Cones.
Nachdem ich die Dobro gekauft hatte, wunderte ich mich schon ein wenig, über den leisen
und starren Klang. Die Stegeinlage wurde irgendwann mal unprofessionell ersetzt. Der Cone
und das Innere der Gitarre waren vollkommen verdreckt. Klar, nach Jahrzehnten in
irgendeinem Keller benötigte sie ein Set-Up. - Als ich aber den Deckel abnahm, stellte ich
mit Schrecken fest, dass der Resonator komplett verbogen war. Zudem hatte die Spider-Bridge
einen Riss im Metall. Keine Frage, da hat jemand mit viel Brachialgewalt und ohne
Sachverstand solange die Schraube angezogen, bis es nicht mehr schepperte.
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Bei dieser Dobro wurde die Schraube in der Mitte zu stark angezogen, was zur Folge hatte
dass der Resonator komplett verzogen wurde.
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Der Resonator von unten: ein schier hoffnungsloser Fall.
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Da die Dobro noch den Original-Resonator, einen gestanzten Lug-Cone, besass, wollte ich den
natürlich nicht so ohne weiteres durch einen neuen ersetzen. Ich erkundigte mich bei
verschiedenen Herstellern, u.a. auch bei Dobro selber, ob eine Reparatur möglich sei. Lediglich
das Reso-Centre in England signalisierte Bereitschaft es zu versuchen und John-Paul Quarterman
(The Dobro Doctor) teilte mir mit, dass er ihn reparieren könne und damit Erfahrung habe.
Tatsächlich konnte Quarterman ihn reparieren! - Geblieben ist ein kleiner Haar-Riss am Boden des
Resonators. Den Riss in der Spiderbridge hat er geschweisst und die Holz-Stegeinlage durch Knochen
ersetzt. Anfangs war ich skeptisch, weil original Holz- und nicht Knocheneinlagen verwendet wurden.
John bestand jedoch auf Knochen und drängte mich mit einer Fülle von Argumenten zum Einlenken.
Als ich den Resonator dann zurückbekam, passte nichts. Er wackelte in der Oeffnung und drei der
insgesamt acht Füsse des Spiders berührten den Cone erst gar nicht. Dann war die Stegeinlage zu hoch,
sodass der Deckel nicht mehr draufpasste. - Logisch, er hatte ja nicht die Gitarre zum Einpassen. Also,
ging ich damit zu Saitensprung in Schaffhausen. Das
Team hat Erfahrung mit dem Set-Up von Resonator-Gitarren und auch das entsprechende Werkzeug. - Nachdem
wir den Resonator optimal positioniert, die Spider-Füsse etwas heruntergehämmert und die Stegeinlage,
resp. Saitenlage optimiert hatten, war das Set-Up perfekt.
Und der Klang: atemberaubend!- Ein riesen Unterschied zu vorher. Die Dobro hat nun wieder
den original Vintage-Sound: mittig-nasal, wimmernd und voller Dynamik. Die Stegeinlage aus Knochenmaterial
holt noch den letzten Rest aus dem Klangpotential heraus. Es verändert die Klangcharakteristik nicht, wie
ich ursprünglich befürchtete, sondern verstärkt sie auf ideale Weise.
Und die Kosten? - Kommt darauf an was man alles rechnet. Die Reparatur von Spider und Cone lagen
jedenfalls unter U$D 100.-
Fazit: Der Resonator ist die Seele der Gitarre und sollte nur ausgewechselt werden, wenn es absolut unmöglich
ist, ihn zu reparieren. Das Ersetzen solch zentraler Teile senkt den Sammel-/Verkaufswert einer Gitarre.
Wer ein solches Projekt in Angriff nimmt, sollte sich unbedingt vorher das Video von Paul Beard (Dobro Set-Up
and Maintenance) ansehen. Man bekommt es entweder direkt von Paul Beard oder bei Saitensprung in Schaffhausen.
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